Corona und kein Ende......

...Die Ausbreitung des Virus musste durch "Social Distancing" verhindert werden, Intensivbettenkapazitäten mussten ausgebaut, Forschungen angekurbelt werden. Das war und ist nachvollziehbar. Und den Bundesbürger_innen kann in dieser besonderen Situation etwas zugemutet werden.

 

Doch die Pandemiebekämpfung entwickelt ihre eigene Dynamik und verlangt immer wieder nach neuen Antworten. Und was wir jetzt erleben ist das Auftreten gravierender psychologischer, sozialer, ökonomischer und auch neuer medizinischer Probleme NICHT durch das Virus selbst sondern durch die ergriffenen Massnahmen gegen das Virus! Die Folgen, zumindest ansatzweise schon eingetroffen, sind dramatisch, wie jede(r) sieht. Und ich beschränke mich auf einige wesentliche Punkte:

Da wäre das zunehmende Zusammenbrechen der Wirtschaft, drohende Massenarbeitslosigkeit und die Vernichtung von sozialen Existenzen infolge von zahlreichen Insolvenzen und all den damit verbundenen Konsequenzen.

Da wäre die Zunahme häuslicher Gewalt und die damit verbundene Gefährdung vor allem der Frauen und der Kinder.

Da sind diejenigen Menschen, die gerade DURCH die Maßnahmen gegen das Virus gesundheitlich geschädigt oder gar zu Tode gebracht werden: Wir können von einer Zunahme von Depressionen, Kontaktschwierigkeiten und Arbeitsstörungen bei vielen Menschen infolge der Isolation ausgehen. Und diese Menschen, die infolge des wirtschaftlichen Niedergangs ihre Arbeit verlieren, werden krank, da Armut die Gesundheit gefährdet. Und selbst die Unternehmen haben Angst, weil sie diese Menschen eventuell gar nicht mehr beschäftigen können.

Da sinde diejenigen Menschen, bei denen wichtige chrurgische Eigriffe und Chemotherapien verschoben werden, weil Betten für Corona-Kranke freigehalten werden müssen.

Da sind die vielen schlaganfall- bzw. herzinfarktgefährdeten Menschen, die nicht mehr zum Arzt gehen. Und man kann davon ausgehen, dass dies auch viele andere Menschen betrifft, die dringend eine Behandlung benötigen. Denn die mediale und politische Seuchenrhetorik vebreitet eine solche Panik, dass man sich medizinischen Institutionen nicht mehr nähern mag. Dramatische Einbrüche in der statistischen Erfassung der Schlaganfallpatient_innen deuten auf ein Desaster hin, das das Gesundheitssystem noch erfassen wird: Folgt man einem kürzlich veröffentlichten Bericht in "Welt-Online" (22.4.2020), dann wenden sich 30% weniger Patient_innen in der Kardiologie wobei die Schlaganfallzahlen gar nicht so schnell sinken können.

Ein wichtiger Punkt: Alles redet über eine "Triage" bei den Corona-Kranken, die beatmet werden müssen - also über ein Auswählen der Patient_innen je nach Zustand und anderen diskutierten Faktoren. Aber wir nehmen eigentlich jetzt schon eine "Triage" vor, weil potentielle Corona-Kranke (die es ja zum Teil nur virtuell gibt) in den Planungen gegenüber Krebskranken und chronisch Kranken bevorzugt werden. Wenn also das fortgesetzte "Social Distancing", um diesen verharmlosenden Begriff zu verwenden, als "Lebensschutz" bezeichnet wird, dann ist das eine unehrliche, schräge Argumentation, weil das Leben anderer Kranker letztlich für Corona-Kranke gefährdet und geopfert wird.

Derartige Debatten sollte man offen führen und man sollte sie ehrlich führen. Ich selbst werde im Juli 59 Jahre alt. Mich kann es also potentiell auch leichter "erwischen". Und ich bin Ärztin. Aber ich kann dennoch nicht umhin, Herrn Laschet und Herrn Schäuble absolut Recht zu geben in deren Einschätzung der Sachlage. Die Politik kann nicht nur auf das Virenbarometer schauen, sondern muss eigenständige Entscheidungen treffen. Entscheidungen, die sämtliche Aspekte des Lebens in unserem Land einbeziehen, denn man kann Menschen auch sozial und juristisch töten. Herr Prof. Drosten spricht offen aus, dass er als Virologe spricht und man kann sich fragen, ob er die widerlichen Morddrohungen auch deshalb erhält, weil ihm von der Politik eine Deutungsmacht zugeschanzt wird, die er garnicht haben will. Die Politik sollte sich nicht hinter Herrn Prof. Drosten oder dem Robert Koch-Institut verstecken, sondern eigenständige Entscheidungen fällen. Auch wenn diese ein Risiko bergen. Aber das ist der Job der Politiker, dafür werden sie bezahlt.

Ich hoffe daher, dass das "Social Distancing" vernünftig gelockert wird - und zwar auch aus Gründen des "Lebensschutzes" vieler Mitbürger.

Viele Grüße,

Eure

Livia

 

PS: Meine Mailadressen betr. Beratung von transidenten menschen und deren Angehörigen livia.pruell@gmx.de oder pruell@uni-mainz.de. Bitte in der Sache auch auf meinen letzten Blog vom März 2020 schauen!

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